Frauenbüste im Rosengarten
Meine „Jenny“ (Keramikbüste) hat einen wundervollen Platz gefunden. Das Podest auf dem die Frauenbüste steht ist mittlerweile eingewachsen und Rosen umranken ihr Haar.
„Das Fräulein Weissmann saß im Garten
Und fragte nach des Lebens Sinn.
Sie tat gar manches noch erwarten,
Allein die Zeit flog schnell dahin.“
In unserem Keller gibt es einige Umzugskisten. Einst gepackt, transportiert und dann abgestellt – tragische Schicksal. Pappkartons sind Boten aus der Vergangenheit. Und dann, aus irgend einem Grund macht man sie auf und entdeckt einen Schatz. Ich hielt plötzlich ein Kleinod in der Hand: das Kinderbuch „Fräulein Weissmann saß im Garten“ von Benno Pludra (Text) und Regine Röder (Zeichnungen). Es ist in der ehemaligen DDR entstanden und hat einen ganz eigenwilligen Flair. Ob es ein Kinderbuch ist? Es ist auf jeden Fall ein Zeugnis einer anderen Zeit und auch einer anderen Welt. Aber die ersten vier Zeilen sind so beeindrucken komprimiert.
Während mir dieses Büchlein wieder begegnete bekam ich das Foto von „Jenny“ per E-Mail und da hat sich der Zusammenhang natürlich sofort ergeben. Die Frauenbüste sitzt auch im Garten, sie sonnt sich, sie wird von Rosen eingerahmt und doch liegt schon etwas Patina auf ihrem Haar und dem Gesicht. Das kommt einfach weil die Zeit so schnell dahin fliegt. Aber auch das ist schön.
Anders als das Fräulein Weissmann hat „Jenny“ ihren Platz gefunden. Sie wartet aber nicht, sie ruht in sich und sie verschönert nur mit ihrem Dasein und der Rosenlandschaft ein Stückchen Erde.